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Mittwoch, 22. August 2018

Wie das Leben halt so ist...


Diesmal ein für mich ungewöhnlicher, weil sehr persönlicher Blogpost, doch ich wollte es für mich einfach mal zusammenfassen.

Flohmarktfund zum Geburtstag - Kindernähmaschine in etwa so alt wie ich

Am Sonntag war ein besonderer Tag. Manche würde sagen es ist der zweite Geburtstag, ich sehe ihn einfach als Glückstag. Wie auch immer es genannt wird vor zehn Jahren hatte ich einen Hirnstamminfarkt, genaugenommen den zweiten innerhalb von zwei Wochen (beim ersten dachte ich noch an einen Kreislaufkollaps) Am 19.8. abends war es eindeutiger und so verrückt es auch klingen mag, dieser Infarkt hat mir das Leben gerettet. 

Schwein gehabt

Mir ging es schon die vorangegangenen, mehr oder weniger, drei Jahre nicht besonders gut. Ich hatte ständig Schmerzen, es wurde Rheuma diagnostiziert, oft Herzrasen, das wurde meiner Schilddrüse (Hashimoto) zugeschrieben und die große Erschöpfung der Belastung durch die kleinen Kinder, dem ständig arbeitenden Ehemann und unserer Hausbaustelle zugeschrieben. An diese Zeit kann ich mich nur wie durch einen Nebel erinnern. Aber diese deprimierende Perspektive, dass das eben so ist, keine Arzt was dagegen tun kann und es vermutlich noch schlimmer wird… an dieses Gefühl kann ich mich noch gut erinnern.



Als in der Klinik, bei der Ursachensuche für meinen Stammhirninfarkt (und noch einigen mehr im Hirn und in den Organen) ein Tumor (Myxom) im Herz gefunden wurde, war das für mich wie eine Erlösung. Es war eine schwere und nicht unriskante Operation am 22.8. (O-Ton des Chrirurgen „Der Tumor wird großzügig mit der Herzwand herausgeschnitten“) und die Vorstellung dass mein Herz einfach mal für 1,5 Stunden abgestellt wurde befremdlich, doch von da an hatte ich eine positive Zukunftsaussicht. (Das jährt sich heute am 22.)

Nur 3cm Durchmesser und so viel Platz - Meine Lieblingsvase
Es drehte sich damals alles um die Herz OP da ich den Schlaganfall relativ gut weggesteckt hatte. Das hat natürlich Spuren hinterlassen. Körperliche bei mir und psychische in der ganzen Familie (das Ausmaß wurde erst im Lauf der Zeit offensichtlich). Und doch habe ich überlebt, sehr gut überlebt, denn es hätte viel schlimmer kommen können.

Unser erster "Ausflug" acht Wochen später
Nach zehn Jahren ging ich zu einer privaten Neurologin zur Nachkontrolle, dabei ist mir durch sie erstmalig vollkommen bewußt geworden, was sich da in meinem Kopf getan hat. (ich scheine das irgendwie verdrängt zu haben) Durch den großen und die vielen kleineren Infarkte braucht braucht mein Gehirn viel mehr Enegie um an all den Baustellen im Kopf vorbei zu kommen, so dass für den Rest einfach nicht mehr so viel bleibt wie früher. Und das Gehirn macht energieteschnisch wenig Unterschied ob du joggen gehst, oder dich über etwas aufregst... im Gegenteil körperliche Anstrngung ist wesentlich automatisierter und damit fürs Hirn weniger belastend.


Als ich aus der Ordination ging war ich frustriert. Schwer frustriert. Denn dass ich nie mehr wieder so kann wie früher, bzw. die einfach ältere Version von mir. Ich fühlte mich wie abgedreht.
Kurzfristig habe ich darüber nachgedacht meinen Blog zu schließen, oder besser gesagt beide. Doch das kann ich nicht, das möchte ich auch nicht. Es ist ja mein Blog und ein Teil von mir. Eine Kurzschlusshandlung wäre das gewesen. Ganz blöd, gar nicht meine Art.

Blöde Kuh

Ich habe nachgedacht und mir sind einige Sachen klar geworden. Unter anderem auch, warum ich es nie geschafft habe mich selbständig zu machen, oder all die Dinge umzusetzen, die ich mit Create in Austria vor hatte. Ich hatte schlichtweg nicht die Energie. Rückblickend sehe ich mich wie einen Hamster im Rad, der rennt und rennt, nicht vom Fleck kommt und irgendwann k.o auf den Boden knallt. Ich habe mich immer über mich geärgert, immer nur das gesehen was ich nicht geschafft habe, nur auf meine Unzulänglichkeiten geachtet. War quasi in einem Dauerburnout.



Ich habe den Stier jetzt an den Hörnern gepackt... ähm... geht ja nicht... also meine Mähne mal kräftig durchgeschüttelt und meine Einstellung zu vielen Dingen, aber auch und vor allem mir gegenüber grundlegend überdacht. Noch laufe ich im Übungsmodus ... aber es läuft sich schon ganz gut. Ich gehe alles langsamer an, gelassener, und nehme mir nur mehr Hügel vor, keine Berge ... was geht, geht... und wenn ich mal was nicht schaffe, dann ist es eben so.

In meiner Familie wurde das auch ganz gründlich besprochen. Wir passen alle jetzt noch besser aufeinander auf. Das heißt natürlich auch, dass mir auf die Finger geschaut wird, ob ich mich nicht überfordere, denn dafür habe ich ein Naturtalent. Im gleichen Maß ist die Bereitschaft zur Unterstützung enorm gestiegen. Insgesamt hat uns das sehr eng zusammenrücken lassen.

Casa Giulia Verona

Ich werde weiter bloggen! .... weniger.... anders .... kürzer.... wie auch immer,  aber ich möchte dabeibleiben. Denn es ist ja mein Ding. Und ich habe so viele tolle Menschen kennegelernt, manch sogar persönlich und einige ganz unglaublich tolle Freunde gefunden. Das alles wäre nicht möglich gewesen, hätte ich Ende 2012 nicht mit dem Bloggen begonnen.

Mein 50er in der Sagrada Familia 2016

Dieses war der längste und persönlichste Blogpost, den ich je geschrieben habe und das in erster Linie für mich. Einfach dass ich noch einmal "laut" ausformuliere 'was war' ... und ganz fest auf das achte 'was ist' ... und träume über das 'was wird'


Pass auf dich auf

PS: jetzt brauche ich nur noch den Mut auf Veröffentlichung zu drücken... (22.8.2018 - 8:13Uhr)

11 Kommentare:

  1. Applaus Applaus für deine Worte. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Frau kann alles tun nur anders. Ich setze mich auch nicht mehr unter Druck ständig Posten zu müssen. Müssiggang muss auch sein .. Dass muss man hart lernen .. Süßes Nichtstun zum regenerieren haltet Leib und Seele zusammen. Immer nur Tun das würde uns gelernt aber ist für heutige Frauen die Arbeiten gehen einfach nicht mehr zeitgemäß Ich wünsche dir von Herzen deine persönliche Wohlfülzone zu finden und vor allem dabei zu bleiben. LG aus Wien Martina

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  2. Servus Birgit!
    Danke! Danke für deine so offene und ehrliche Geschichte! Du bist mit einer tollen Familie gesegnet! Ihr seid so unfassbar wichtig füreinander, dass ihr wirklich gemeinsam darauf achten sollt 'was ist' und davon träumt 'was wird' - und das wird gut! Viel Glück dabei wünscht dir von ganzem Herzen
    ELFi

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  3. Liebe Birgit!
    Puhhhhh... ganz schön heftig... ich wünsche dir und deiner Familie alles, alles Gute und freue mich immer wieder von dir zu lesen.
    Liebe Grüße
    Karin

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  4. Liebe Birgit, alles Gute zum zweiten Geburtstag - also zum zweiten Tag, an dem du Geburtstag feierst! <3

    Ich laufe auch seit Langem auf low-level-Energie, irgendwie, und auch ohne Infarkte kann ich für mich persönlich etwas aus deinem Blogpost mitnehmen.

    Wir lesen uns, hier und auch woanders. :* :* Ulli

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  5. Servus Birgit, ich wünsche dir alles gute und finde dich mutig das du so persönliches öffentlich päsentierst.
    Lg aus Wien

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  6. Erstmal Glückwunsch zu deinem Geburtstag und ganz herzlichen Dank für deinen aufrichtigen und offenen Post. Ich wünsche dir und deiner Familie immer so viel Offenheit, um ehrlich füreinander dazusein! Liebe Grüße Ingrid

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  7. Hallo Birgit,ich finde es super das du so offen damit umgehst.Wir kennen uns zwar nicht persönlich aber du hast so eine sympathische Art zu schreiben und deine Ausstrahlung auf deinen Fotos ist fröhlich,und herzlich.Alles gute G zu deinem zweiten Geburtstag, zu deiner tollen Familie einfach zu allem wie du im und zum Leben stehst!
    Freue mich weiterhin von dir zu lesen, Lg Hilde

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  8. Aufpassen, achtsam sein... das kannst du gut! Wenns um deine Familie geht, dann schüttelt sich die Löwenmähne ja fest. Ein bissl mehr Achtsamkeit mit dir selbst - das schein mir ein guter Vorsatz zu sein! Viele, viele liebe Grüße!

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  9. Auf sich selber zu achten, haben wir wohl nicht so gelernt, weil es in der Zeit in der wir aufgewachsen sind gar nicht so in dem Ausmaß nötig war. Aber heute ist alles viel zu schnell, viel zu viel und wir müssen es lernen und wir müssen es vorleben. Damit unsere Kinder nicht verglühen.

    Ich finde es wunderbar dich zu beobachten und zu erleben, wie die Dinge bei euch ins Lot finden und du/ihr euren Weg selber definiert.
    Und
    dieserlei Posts mag ich auch gern .. das menschelt dann!

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  10. Liebe Birgit! Vielen lieben DANK für Deine offenen Worte! Vieles kam mir "bekannt" vor - bedingt durch die MS...Die Baustellen im ZNS und die vielen Umwege, die mein Nervensystem dadurch zurücklegen muss und und und...Der Weg der Akzeptanz ist wohl immer ein langer; die Akzeptanz der Einschränkungen, zu lernen Hilfe auch anzunehmen etc. Wünsche Dir alles, alles Liebe und Gute!!! Mit ganz lieben Grüßen! Nicole

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Ich freue mich irrsinnig über jeden Kommentar ...
auch Löwen können schnurren !!!

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