... und doch manchmal auch mühsam.
Ich nähe... ich nähe gerne... nähen ist mein Hobby... es macht mir Spass... ist kreativ.... ich kann Aussehen und Material ganz nach meinen Wünschen anpassen...
Es ist ein teures Hobby... sehr zeitaufwändig und manchmal auch mühsam... zuschneiden mag ich zum Beispiel gar nicht... Halsbündchen einnähen gehört auch nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigugen... und dann noch diese Momente wo es nicht so aussieht, wie man es sich vorgestellt hat... wenn man auftrennen muss... oder es ist gar das ganze Teil für den Müll.
Trotzdem bleibe ich dabei ... ich nähe gerne... THIS IS OKAY! ... aber es gibt noch die Kehrseite der Medaille...
... Kleider machen Leute... WELCHE LEUTE machen sie denn nun und unter welchen Bedingungen? ... THIS IS NOT OKAY!
Zum dritten Mal jährt sich das schreckliche Ereignis, als das Raana Plaza Gebäude in Bangladesch eingestürzt ist. Mehr als 1000 Näherinnen starben und 2500 wurden mitunter schwerst verletzt und zum Krüppel.
Da sollte man doch meinen ein T-Shirt um ein paar Euro ist nix wer. Aber wie man an diesem schrecklichen Beispiel sieht, dürfte es mehr wert sein als ein Menschenleben. Und dann wird es gekauft und nach ein-, zweimal tragen weggeworfen. (Textilmüll hat sich seit 2004 beinahe verdreifacht)
Wie viel Arbeit steckt denn nun wirklich in einem T-Shirt (oder sonstiger Bekleidung)?
Früher war es gang und gäbe, dass Mütter die Kleidung für ihre Kinder selbst genäht haben. Meine Schwester und ich wurden von oben bis unten benäht, sogar Schibekleidung. Wenn man diese Generation danach frägt, kommt früher oder später der Spruch "Mensch, bin ich froh, dass ich das nicht mehr machen muss." Gekaufte Kleidung war früher auch viel teurer und man hatte nicht so eine Riesenauswahl im Kleiderschrank. Alles wurde weitervererbt, bis es nicht mehr zum Reparieren ging.
Heutzutage ist in unseren Breiten das Nähen ein Hobby, ein exklusives und auch teures. Sich selbst etwas nähen, heißt ich wähle mir Material, Schnitt und Stil selbst aus - Sparen kann ich mir dabei nur was, weil ich meine Arbeitszeit nicht berücksichtige (ist ja mein Hobby). Jetzt habe ich mir mal ausgerechnet, was ich für ein normales Langarmshirt aus GOTS Baumwolle mit vorgegebenen Schnitt verlangen müsste. Wenn ich alles einrechne (Material, Maschinenstunde, Arbeitszeit, Mehrwetrsteuer) müsste ich so ein Shirt um mindestens 70 Euro verkaufen - für ein Kindershirt nicht viel weniger, denn die Arbeit bleibt die gleiche).
Zahlt mir das jemand? Nein! ( weil um das Geld bekommt man anderswo 5 Shirts)
Verlangen andere so viel für ihre selbst genähten Shirts? Nein! ( "Man will sich ja nur sein Hobby finanzieren)
Würde ich weniger verlangen für ein Shirt? Nein!
Gebe ich es billiger her, deklariere ich einerseits selbst, dass Kleidung nix wert und ein Wegwerfartikel ist und spiele andererseits den Designern in die Hände, die zwar überteuert verkaufen aber trotzdem in den selben Fabriken produzieren lassen, wie die Billigmarken. Und das nur weil ihr Label "angesagt" ist (Wer sagt das eigentlich?!)
Daher plädiere ich sehr dafür, dass Selbstgemachtes (jeglicher Art) einfach mehr kosten MUSS und dass das auch verlangt werden soll. Es ist einfach in unseren Köpfen, dass etwas was nichts kostet nichts Wert ist.
Die zweite Sache, wo sich jeder selber mal bei der Nase nehmen kann. Brauche ich wirklich sooo viele Klamotten, egal ob gekauft oder genäht. Muss ich wirklich, weil mir ein Schnitt gut taugt, zehn Shirts für mich nähen, oder meine Kinder?. Muss der Kleiderschrank zum Bersten voll sein und dann ziehe ich eh nur die neuesten drei Leiberln an. Brauche ich gefühlte 100 Taschen und 1000 Paar Schuhe?
Ich habe mir lange - hoffentlich nicht zu lange - überlegt, wie ich diesen Post so schreiben soll. Das Thema ist mir unglaublich wichtig und dies ist ein Auszug meiner Gedanken, die ich mir unter Anderem über die Bekleidungs"geschichte" mache. Über das Dilemma in dem wir alle stecken, denn ohne Kleidung geht eben gar nichts. Wie gesagt ...
Kleider machen Leute
Gut geschrieben, Birgit!
AntwortenLöschenIch schieb es noch vor mir her, hauptsächlich aus Zeitmangel und weil bisher keine gute Fee gekommen ist, um a) den Müll rund um meinen Nähplatz wegzuschieben und b) mich beim Nähen zu knipsen.;-)
Liebe Grüße
Anneliese
Daumen hoch, super geschrieben! LG Claudia
AntwortenLöschenIch finde es super, dass du das mal so geschrieben hast. Ich habe das Nähen für mich als Hobby entdeckt, weil ich eben nicht bei Discounter billige Shirts für mein Kind kaufen wollte. Mein kleiner Mann hat nicht mehr als 4 Langarm- und 4 Kurzarmshirts im Schrank, dazu 8 Bodys und 7 Hosen. Das wars und ich war schon schockiert als eine Mama zu mir im Kiga sagte, sag mal hat er nur DIE Sachen zum anziehen ... ja, ich hab sie bisl groß genäht und sie passen seit einem Jahr und er mag sie immer noch gern, sie fühlen sich noch gut an und kaputt, ja kaputt ist trotzdem es meine erste Versuche waren mit Anziehsachen bis heute nichts gegangen. Bald werde ich sie weitergeben und hoffe es hat noch jemand Freude daran. Ich selber ziehe seit Jahren die gleichen Sachen an, hab nur eine Seite im Kleiderschrank und ja - sicher lästern meine Schüler auch mal hinter vorgehaltener Hand darüber das ich sicher immer die gleichen Sachen anhabe bis sie kaputt sind. Die nächsten Dinge die hier Einzug halten dann hoffenlich aus zertifizierten Stoffen auch für mich genäht. Ich muss mich nur trauen. LG Ingrid
AntwortenLöschenDu hast absolut die richtigen Worte gefunden ... <3
AntwortenLöschenIch finde es nur schade, dass bei Susannes Aktion nicht noch mehr Näherinnen mitmachen ...
lg susanne
Klasse Post! I like it! :-D
AntwortenLöschenLiebe Grüße
BellaMonella
Das hast du schön geschrieben ! Wenn es nur mehr Menschen berühren, bzw. zum Denken anregen würde , es wissen viele davon, dennoch wird in Billigläden nachwievor mehr eingekauft , um es nach nicht mal einer Saison zu verwerfen. Hoffentlich gibt es bald ein Umdenken in der Menschheit!Lg Hilde
AntwortenLöschenHallo Birgit!
AntwortenLöschenSuper Beitrag, so viele gute Gedanken!!!
Ich habe gestern wieder einmal die Hose von meinem Sohn repariert. Eigentlich eine schnelle Kleinigkeit, in einer Stunde war ich fertig. Und als ich heute meiner Kollegin davon erzählt habe, kam auch die Diskussion auf (weil sie meinte, ich solle das doch zu meinem Beruf machen) - das wäre Unbezahlbar, auch wenn ich nur eine Stunde daran sitze, keiner bezahlt eine Stunde Reparaturrbeit, wenn das mehr kostet als eine neue Hose. DAS IST WAHNSINN!
Und ich finde es super, dass Du dazu aufrufst, dass niemand seine selbst genähte/gestrickte/gehäkelte/was auch immer DIY - Kleidung unter dem Wert verkaufen sollte!
Wie soll jemand erkennen, was wirklich dahinter steckt?
Danke für den tollen Beitrag, ich werde ihn auch gleich bei unserer EiNaB-Gruppe teilen!!!
lg
Maria
Liebe Birgit, ein toller Beitrag!! Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!
AntwortenLöschenLieben Gruß,
Susanna
Hallo Birgit,
AntwortenLöschendas ist insgesamt ein trauriges und irgendwie absurdes Thema. Das selbstgemachte Kleidung immer teurer ist als gekaufte, obwohl die Arbeitszeit nicht einberechnet wird (jaja, das Thema Skaleneffekte aus der BWL winkt).
Und dass Nähen als teures Hobby betrachtet wird, finde ich genauso traurig. Gut sitzende Kleidung hat eben ihren Preis.
Um die "Kosten" etwas zu drücken, arbeite ich gerne mit gebrauchten Textilien. So spare ich mir auch viel Arbeitszeit, wenn ich z.B.: nur den Bund auftrennen und enger machen muss, als gleich den kompletten Rock neu zu nähen. Und so viele Kleidungsstücke sehen enger gemacht, mit Gummibund, gekürzten Ärmeln, Säumen etc. gleich so viel besser aus.
Schrecklich finde ich vor allem auch die Menge an Textilmüll. Da gehört definitiv noch mehr Bewusstsein geschaffen, sei es bei den Händlern oder bei den Endverbrauchern.
Liebe Grüße, Daniela